«Wir müssen ständig Antworten auf aktuelle Fragen finden»

 

Wie sollen sich die Siedlungsräume, die Landschaft und die Mobilität im Seeland entwickeln? Den Weg aufzeigen soll das Regionale Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept (RGSK), das derzeit aktualisiert wird. Raynald Richard, Gemeindepräsident von Müntschemier, erläutert, wie die Gemeinden trotz unterschiedlicher Bedürfnisse ein gemeinsames Zukunftsbild entwerfen.
 

Wozu dient ein Regionales Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept (RGSK)?

Mit ihrem RGSK steuern die Regionen im Kanton Bern ihre Siedlungs-, Landschafts- und Verkehrsentwicklung: Wo sollen die Siedlungsräume und die Arbeitsplatz-Schwerpunkte wachsen, wo die Naturräume gestärkt, wo Freizeitnutzungen gefördert werden? Die entsprechenden Entwicklungen müssen auf die Mobilitätsangebote abgestimmt werden. Neuer Wohnraum etwa soll möglichst dort entstehen, wo bereits eine gute Verkehrsanbindung vorhanden ist – vor allem mit dem öffentlichen Verkehr.
 

Hat nicht jede Gemeinde eigene Vorstellungen, wie sie sich entwickeln will?

Die Gemeinden können ihre Anliegen anlässlich von Workshops in die Arbeiten am RGSK einbringen. Es ist normal, dass sich die Bedürfnisse und Prioritäten unterscheiden. Aber alle müssen sich an die Vorgaben des Bundes und des Kantons halten, welche vor allem die Spielräume der kleineren Gemeinden ziemlich einschränken. Innerhalb dieses Rahmens können die Gemeinden ihren Lebensraum gestalten – etwa die Dorfkernentwicklung, das Wohnungsangebot und -umfeld, den öffentlichen Raum, das Naherholungsangebot.
 

Das Gemeindenetzwerk seeland.biel/bienne überarbeitet derzeit sein RGSK. Wo liegen die Schwerpunkte?

Ein wichtiges Thema ist die Siedlungsentwicklung nach innen, das heisst: Wachstum soll vor allem innerhalb der heutigen Siedlungsgrenzen stattfinden. Das Seeland muss ständig Antworten auf aktuelle Fragen finden. Herausforderungen sind etwa die Anpassung an die Klimaerwärmung und das Umsteigen von fossilen auf nachhaltige Energien. Dabei können auch die Gemeinden wichtige Aufgaben wahrnehmen. Oder die Mobilität, die neue Formen annehmen wird. Nur wissen wir nicht immer welche.
 

Wie läuft der RGSK-Prozess?

In einem ersten Schritt entwerfen wir ein Zukunftsbild: Wie wollen wir uns als Region bis 2040 entwickeln? Daraus soll dann eine Strategie entstehen, aus der sich wiederum konkrete Massnahmen ableiten lassen. Die Gemeinden können sich in jeder Phase des Prozesses aktiv einbringen.
 

Themawechsel: Der geplante regionale Richtplan Windenergie will Windturbinen in vier Gebieten ermöglichen. Wie waren die Reaktionen?

Mehrheitlich positiv, doch es gibt Unterschiede. Vorbehalte äusserten vor allem Organisationen und Private, aber auch betroffene Gemeinden im Gebiet Hagneck-Kanal. Nach der Vorprüfung durch den Kanton und einer allfälligen Überarbeitung könnte der Richtplan 2024 von den Gemeinden von seeland.biel/bienne und vom Kanton genehmigt werden.
 

Wann steht die erste Turbine?

Für konkrete Projekte braucht es zuerst eine Trägerschaft. Zudem muss eine Standortgemeinde ihre Ortsplanung anpassen, damit der Bau von Windrädern zonenkonform ist. Das alles braucht Zeit.

 

» Die Konferenzen von seeland.biel/bienne im Überblick