Neue Coworking-Angebote für eine Arbeitswelt im Umbruch

Nach einer erfolgreichen Aufbauphase führen die Coworking Spaces in Ins und in Lyss ihre Tätigkeit weiter. Die neuen Angebote sind im Rahmen einer Initiative der Region entstanden. Das Projekt lieferte wertvolle Erkenntnisse für den Aufbau von zeitgemässen Arbeitsorten im Seeland.

In den Städten haben sich Coworking-Angebote etabliert. Herausfordernd ist ihr Aufbau auf dem Land. Deshalb hat das Gemeindenetzwerk seeland.biel/bienne 2020 das Projekt «Coworking in regionalen Zentren im Seeland» lanciert. Mit Unterstützung von Bund und Kanton im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) sollte in fünf Gemeinden getestet werden, wie der Aufbau von neuen Coworking Spaces gefördert werden kann. Für die Phasen Potenzialabschätzung, Aufbau lokaler Trägerschaften und Testbetrieb wurde das Projekt vom spezialisierten Beratungsunternehmen CommunityOffice begleitet. Als konkretes Ergebnis sind in den vergangenen drei Jahren die Coworking Spaces «CoworkINS» in Ins und «CoLaboraZone3250» in Lyss entstanden. Nach einer erfolgreichen Aufbauphase führen diese den Betrieb jetzt mit eigenen Trägerstrukturen weiter.

Positive Bilanz des NRP-Projekts
An einem Netzwerktreffen von Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden und weiteren interessierten Kreisen am Freitag, 4. November in Lyss zogen die am NRP-Projekt Beteiligten eine positive Bilanz. Ursprünglich hatten sich fünf Gemeinden für eine Teilnahme interessiert, allerdings schafften es nur die Coworking Spaces in Ins und in Lyss bis in die Betriebsphase. Mitentscheidend für den erfolgreichen Aufbau eines Coworking-Angebots war eine genügend grosse Nachfrage nach flexibel nutzbaren Arbeitsplätzen. Weil diese fehlte, wurde das Projekt in Pieterlen frühzeitig abgebrochen. In Büren a. A. und in Täuffelen scheiterten die Bemühungen, weil es zu wenig Interesse an der Mitarbeit in den Aufbauteams gab. Auch aus solchen Erfahrungen habe man wertvolle Erkenntnisse gewonnen, sagte am Netzwerktreffen Beat Rüfli, Gemeindepräsident von Pieterlen und Vorsitzender der Projektgruppe.

Verein la netzwerk bleibt am Ball
Von Beginn an hatte die Projektgruppe bereits bestehende Coworking-Räume wie das P15 oder Der Ort (beide in Biel) in den Prozess eingebunden. Vom erworbenen Wissen sollen nun auch andere Gemeinden sowie potenzielle Betreiberinnen und Betreiber profitieren, wenn weitere Bedürfnisse nach Coworking-Angeboten aufkommen. Dazu wird der Verein la netzwerk gegründet. «Wir wollen die Coworking-Angebote in der Region vernetzen und so Mehrwerte für unsere Mitglieder schaffen», beschreibt Marc Wenig vom Verein la netzwerk dessen Aufgabe. «Alle Beteiligten haben vom Austausch und der gegenseitigen Unterstützung im Rahmen des NRP-Projekts profitiert. Da wollen wir anknüpfen.» Auch konkrete Hilfestellungen kann der Verein bereits vorweisen. So stellt er auf seiner Website ein Handbuch mit Basisinformationen und Tipps («Toolkit») zum Betrieb von neuen Coworking-Räumen zur Verfügung. Zudem bietet er Interessierten mit dem «Coworking-Guide Seeland» die Möglichkeit, die bestehenden Angebote in der Region als Nutzerin oder Nutzer kennenzulernen.

Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung
«Coworking-Angebote in ländlichen Zentren können mehr als nur flexible Infrastrukturen für die Bedürfnisse in der heutigen Arbeitswelt schaffen», sagte am Netzwerktreffen in Lyss Florian Schuppli von der Geschäftsstelle von seeland.biel/bienne. «Insbesondere wenn sie Teil einer Strategie für eine lebendige Dorfkernentwicklung sind und wie in diesem Projekt mit dem Einbezug der Bevölkerung entwickelt werden. Dann haben sie das Potenzial, den Zusammenhalt in den Gemeinden zu fördern, die lokale Wertschöpfung zu stärken, die Zunahme des Pendelverkehrs zu bremsen und die Position ländlicher Regionen als Wohn- und Wirtschaftsstandorte nachhaltig zu verbessern.» Das NRP-Projekt habe eine Dynamik ausgelöst, deren weitere Entwicklung man seitens seeland.biel/bienne aufmerksam verfolgen werde.


Coworking: Flexible Infrastrukturen für eine Arbeitswelt in Bewegung
Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze in der Schweiz sind heute nicht mehr zwingend an einen fixen Ort gebunden. Dank fortschreitender Digitalisierung lassen sich viele berufliche Tätigkeiten fast überall erledigen. Das tägliche Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort mit seinen negativen Begleiterscheinungen wird damit zunehmend überflüssig. Zumindest in der Theorie, denn Homeoffice ist nicht in jedem Fall die Ideallösung. Eine Alternative sind Coworking Spaces – voll ausgerüstete Arbeitsplätze für individuelle Bedürfnisse (Räume, Mobiliar, Informatik), die man stunden- oder tageweise mieten kann. Genutzt werden sie von Durchreisenden und «Digital Nomads», aber auch von Angestellten und Selbstständigen vor Ort, welche die anregende Atmosphäre in einem kollaborativen Umfeld dem Arbeiten in der eigenen Wohnung vorziehen.

Verein la netzwerk schafft ein neuartiges Angebot für die Region
Der aus dem NRP-Projekt entstandene Verein la netzwerk will Coworking im Seeland fördern, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Er stellt potenziellen Betreiberinnen und Betreibern von Coworking Spaces ein kostenloses «Starter Kit» zur Verfügung. Dazu kommt der «Coworking-Guide Seeland» mit exklusiven Gutscheinen, Vergünstigungen und Zugang zu Netzwerkveranstaltung. Er kann über die Website www.lanetzwerk.ch für 29 Franken bezogen werden.


Links zu den im Rahmen des Projekts entstanden Coworking Spaces: