«Ich finde es wichtig, dass die Gemeinden in Energiefragen ein Vorbild sind»

 

Die Energiepolitik wird vom Bund und den Kantonen vorgegeben. Doch auch die Gemeinden können dazu beitragen, dass die Schweiz die Energiewende schafft. Pierre-André Pittet, Gemeindepräsident von Schüpfen, erklärt im Interview, mit welchen Aktivitäten der Verein seeland.biel/bienne die Bemühungen für eine nachhaltige Energieversorgung unterstützt.

 

seeland.biel/bienne bietet eine regionale Energieberatung an. Was ändert sich, wenn der aktuelle Energieberater Kurt Marti demnächst sein Mandat abgibt?

Das Angebot der Energieberatung ist vom Kanton vorgegeben und ändert sich nicht. Kurt Marti hat in seiner 35-jährigen Tätigkeit einen sehr guten Job gemacht. Wir suchen eine Person oder eine Firma, die seine Arbeit ab 2023 weiterführt. Die Nachfrage nach Energieberatungen nimmt zu, allein letztes Jahr waren es 764 Anfragen. Viele möchten beim Heizen auf nachhaltige Energieformen umsteigen – wegen der steigenden Öl- und Gaspreise, der Gesetzgebung und wegen der Klimaproblematik.

 

Was können Gemeinden dazu beitragen, dass wir die Ziele der Energie- und Klimapolitik erreichen?

Persönlich bin ich eher dagegen, dass man im Baureglement zusätzliche Anforderungen in Bezug auf erneuerbare Energien festlegt. Bund und Kanton machen da eigentlich genug. Aber die Gemeinden können das selbst entscheiden. Wenn etwa in einem Quartier eine Fernwärmeversorgung entsteht, kann eine Anschlusspflicht durchaus sinnvoll sein.

 

Können die Gemeinden ihre eigene Energiebilanz verbessern?

Ich finde es wichtig, dass die Gemeinden ein Vorbild sind. Sie haben viele Einflussmöglichkeiten, denn sie besitzen Maschinen, Geräte und Anlagen und können zum Beispiel Solaranlagen betreiben oder ihre Liegenschaften energetisch sanieren. Optimierungen beim Energiehaushalt sind nicht nur aus ökologischen Gründen sinnvoll, sondern auch aus wirtschaftlichen. Bei Investitionen und Anschaffungen müssen die Gemeinden entsprechende Überlegungen anstellen. seeland.biel/bienne wird das Thema an einer Veranstaltung am 29. August mit ihnen diskutieren. Dabei werden wir auch auf die Anforderungen des neuen Beschaffungsrechts eingehen.

 

Biel und Nidau bieten mit dem «Energieportal» ein Web-Tool an, das für jede Liegenschaft Empfehlungen zum bevorzugten Heizsystem abgibt und über das Solarpotenzial informiert. Könnten es andere Gemeinden übernehmen?

Ich denke, dass dieses Angebot vor allem in grösseren Gemeinden und Agglomerationen sinnvoll ist – dort, wo verschiedene erneuerbare Energiequellen in Frage kommen. Wir haben kürzlich im Rahmen eines Webinars über das «Energieportal» informiert. Gemeinden, die daran interessiert sind, dieses Tool zu übernehmen, können an einem gemeinsamen Projekt mitmachen.

 

seeland.biel/bienne engagiert sich auch bei der Solarenergie. Warum?

Das Potenzial für Solarenergie ist im Seeland gross. Um es zu nutzen, haben wir den Verein Solarplattform Seeland beauftragt, das Programm Solarregion Seeland umzusetzen. Zu diesem gehört das Solarmonitoring, das den Anteil Solarenergie in jeder Gemeinde misst. Bis 2024 möchten wir im Durchschnitt 8,8% erreichen – und wir sind gut unterwegs. Oder die digitale Plattform Energy Sharing: Sie vernetzt Liegenschaftsbesitzende, die geeignete Dachflächen haben, mit Dritten, die in eine Photovoltaikanlage investieren wollen.

 

Wie ist der Stand im Seeland bezüglich Windenergie?

Das Potenzial wurde abgeklärt. Vom 3. Mai bis am 24. Juni können sich die Gemeinden und die Bevölkerung zum Windenergie-Richtplan äussern. Wie wird die Politik reagieren? Wird man sich hinter den möglichen Problemen verstecken? Oder wird man sagen: Wir wollen einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung mit Windenergie nicht verhindern! Das wird spannend.

 

» Die Konferenzen von seeland.biel/bienne im Überblick